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Bahnhof Friedrichstraße bleibt bis Ende 2015 eine Baustelle
Sanierungsarbeiten dauern länger als geplant

Schon jetzt wird auf dem Bahnhof Friedrichstraße an allen Ecken gebaut. Bis Ende 2015 wird er eine Wanderbaustelle bleiben. Mindestens. Als Grund gibt die Deutsche Bahn (DB) nicht allein die nötige Baupfusch-Beseitigung an, die nach dem Absturz eines 20 Kilogramm schweren Betonteils in der belebten Bahnhofshalle im Dezember 2012 nun beginnen soll.

Parallel werde die Sicherheits- und Anlagetechnik modernisiert, sagte am Donnerstag der Leiter des Regionalbereichs Ost, Friedemann Keßler. Wegen der angelaufenen Arbeiten mussten schon einige der insgesamt 50 Läden schließen. Anderen steht es bevor. Und nicht alle sehen das so positiv wie der DB-Mann, der die Zwangspausen als Chance darstellt, das „Outfit moderner zu gestalten.“

Der Friseur auf der Ostseite des Bahnhofs hat schon geschlossen und weist seine Kunden darauf hin, in welchen anderen Filialen die Stammkunden ihre vertrauten Mitarbeiter finden. Bei der Reinigung nebenan hängt ein Schild mit der Schließzeit ab September im Fenster. „Das genaue Datum wissen wir von der Bahn seit einer Woche“, sagt eine Mitarbeiterin. Der Zeitpunkt sei ärgerlich, „damit geht uns das Herbst- und Wintergeschäft flöten.“ Immerhin werde hier niemand entlassen.

In der Änderungsschneiderei ein paar Schritte weiter ist dagegen von Kündigungen die Rede. „Wir sind alle genervt. Aber was soll man machen. Die Ketten-Läden können ihre Mitarbeiter teils in anderen Filialen einsetzen, aber bei den kleinen Geschäften geht das nicht.“ Auch in anderen Läden ist die Stimmung wegen der bevorstehenden, mehrmonatigen Schließungen eher angespannt. Von Entschädigungen für den Verdienstausfall sei keine Rede. Man müsse schon froh sein, wenn die Verträge überhaupt verlängert würden, berichtet ein Betroffener, der keinesfalls genannt werden will. Die geforderte Miete beziffert er auf rund 100 Euro pro Quadratmeter.

Niemand soll entlassen werden

Das hört sich bei den Verantwortlichen der Deutschen Bahn ganz anders an. Wegen zunehmender Anfragen haben sie am Donnerstag Journalisten in das ebenfalls schon geschlossen DB-Besucherzentrum geladen, um zwischen gestapelte Spanplatten und Baumaterial über den „Sachstand zu den Arbeiten im Bahnhof Friedrichstraße“ zu informieren. „Jeder von Schließung betroffene Händler bekommt eine individuell ausgehandelte Entschädigung“, sagt Heiko Jentsch, der Leiter für die Vermietung beim Regionalbereich Ost der Bahn. Das betreffe Löhne, Waren und Umsätze.

„Alle Themen wurden eingepreist und wir haben Lösungen gefunden“, betont Jentsch. „Niemand muss entlassen werden. Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst..“ Ziel sei es, die Beeinträchtigungen für die Mieter während der Bauarbeiten so gering wie möglich zu halten. Zur Höhe der im Bahnhofsbereich verlangten Mieten mag er keinerlei Angaben machen. Die seien „umsatzabhängig“.

Ob die rund anderthalb Jahre andauernden Bauarbeiten über die punktuellen Belästigungen auf dem Bahnhof hinaus den Fahrgastverkehr beeinträchtigen werden, bleibt vorerst offen. „Es kann auch mal passieren, dass ein Bahnsteig geschlossen werden muss“, sagt Regionalbereichsleiter Keßler. Die Gesamtkosten für die Baumaßnahmen beziffert er auf rund zehn Millionen Euro. Nach Bahnangaben ist der Bahnhof Friedrichstraße mit täglich rund 210 000 Reisenden einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Berlins.

Berliner Zeitung, [28.08.2014]