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Dilemma um Fanmeile, CSD und Fashion Week
Das Veranstaltungsgelände am Brandenburger Tor ist in diesem Jahr besonders begehrt

Für die Veranstalter von Groß-Events in Berlin ist das Brandenburger Tor ein Muss. Sponsoren verlangen danach, um die Bilder vermarkten zu können. Auch das Land setzt darauf, sein Markenzeichen in die Welt zu transportieren, um Touristen nach Berlin zu locken. In diesem Jahr gibt es allerdings einen Schönheitsfehler: Im Sommer soll nicht nur die Fanmeile zur Fußball-Weltmeisterschaft (WM) stattfinden, sondern im selben Zeitraum auch die Parade zum Christopher Street Day sowie die Fashion Week. Und alle wollen ans Brandenburger Tor, zumindest aber auf die Straße des 17. Juni. Wie diese drei Veranstaltungen unter einen Hut zu bringen sind, dazu hat das Land Berlin knapp zwei Monate vor WM-Beginn aber noch keine Idee, geschweige denn einen Plan.

Um aus dem Dilemma herauszukommen, hat es in den vergangenen Wochen immer wieder Krisengespräche zwischen Senatoren und Staatssekretären gegeben. Selbst der Runde Tisch Tourismus beim Regierenden Bürgermeister hat sich im März mit den Großveranstaltungen beschäftigt. Die Ergebnisse sind jedoch ernüchternd: Es gibt nichts Greifbares. „Alle reden irgendwie, aber keiner ist bereit, die Verantwortung zu übernehmen“, sagt ein Beteiligter.

Senatssprecher Richard Meng kommt deshalb die schwierige Aufgabe zu, dennoch ein positives Bild zu vermitteln. Er spricht von „komplexen Prozessen“. Und davon, dass es Gespräche gebe, um einen „konstruktiven Kompromiss“ zu finden. Wie der ansatzweise aussehen könnte, bleibt aber offen. Trotzdem sagt Senatssprecher Meng: „Wir sind auf einem guten Weg. Ich sehe kein grundsätzliches Problem.“

Das gibt es aber schon. So wollen die Veranstalter der Fanmeile, Willy Kausch und Rainer Wohlthat, nach der Auftaktpartie Deutschland gegen Portugal (16. Juni) auch das zweite Gruppenspiel gegen Ghana am 21. Juni um 21 Uhr auf den Großbildleinwänden live zeigen, zumal es für die deutsche Mannschaft eine große Bedeutung für den weiteren Turnierverlauf haben könnte. Am selben Tag soll allerdings die Parade zum CSD am Brandenburger Tor enden, wie es Geschäftsführer Robert Kastl jetzt beantragt hat. Zwischenzeitlich hatte er sogar überlegt, dass er das Deutschland-Spiel selbst übertragen könnte. Das schließt der Senat aber aus. Wie es heißt, könne man sich eine Mischung der erwarteten 700 000 Parade-Teilnehmer, die abends alkoholisiert sein dürften, und der Fußball-Fans nicht vorstellen. Demonstranten und Fans müssten getrennt werden.

Der Bezirk Mitte indessen hatte schon vor Wochen eine Idee ins Spiel gebracht, die zunächst nach einer Lösung aussah. Demnach sollte die Fanmeile am gewohnten Ort zwischen Tor und Siegessäule stattfinden und die CSD-Parade auf der westlichen Seite der Siegessäule Richtung Charlottenburger Tor enden. Dort könnte anschließend auch das Zelt für die Fashion Week (8. bis 13. Juli), aufgebaut werden. Der Große Stern bliebe für den Nord-Süd-Verkehr weiter geöffnet. Die Straße des 17. Juni aber müsste nicht nur am Brandenburger Tor, sondern auch im westlichen Abschnitt bis zum S-Bahnhof Tiergarten über mehrere Wochen gesperrt werden. Das will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Autofahrern dann doch nicht zumuten, weil diese Variante zu einem Verkehrschaos in Charlottenburg führen könnte. Vorschlag abgelehnt.

Dass das Fashion-Week-Zelt wie vor zwei Jahren östlich der Siegessäule aufgestellt wird, sieht der Bezirk Mitte wiederum wegen der gestiegenen Sicherheitsanforderungen für die Fanmeile kritisch. Das Zelt würde Rettungswege verstellen und die Feuerwehrzufahrt blockieren, heißt es.

„Wir machen uns Sorgen“, sagt Burkhard Kieker, der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Visit Berlin. Berlin habe sich in den vergangenen 25 Jahren ein Image erarbeitet, dass hier viele Dinge gehen, die in anderen Städten nicht funktionieren. „Berlin muss aufpassen, nicht spießig zu werden“, mahnt Kieker. Und er fordert die Verantwortlichen auf, sich schnell zu einigen und Lösungen zu finden. Denn sollte Berlin seine Großveranstaltungen mit den schönen Bildern vom Brandenburger Tor gefährden, dann werde es weltweit tatsächlich „eine ernsthafte Diskussion geben, ob Berlin noch die hippe Trendstadt ist“

Dies darf auf keinen Fall geschehen, das ist dem Senat bewusst. Richard Meng versichert: „Die Grundlinie ist, alle Veranstaltungen möglich zu machen.“ Die Zeit wird allerdings extrem knapp.

Berliner Zeitung, [14.04.2014]